Beim Öffnen des Kartons fällt sofort der darin befindliche wunderschöne Koffer auf, der denen von Telefunken ziemlich ähnelt, im Vergleich zu den Originalen allerdings etwas nach Lösungsmittel riecht. Nach 3 Tagen und geöffnetem Koffer war der Geruch aber so gut wie verflogen. Im Lieferumfang befindet sich ein Kabel aus 99,99% sauerstofffreiem Kupfer, ein Stromkabel, eine hochwertige Spinne, sowie ein Netzteil im Vintage Stil, sowie natürlich das Mikrofon selber. Letzteres zusätzlich in einer schönen Holzschatulle verpackt. Optisch ist das GA-47 wunderschön und auf den ersten Blick vom Original nicht zu unterscheiden. Der größte Unterschied ist der fehlende Richtcharakteristikschalter unter dem Einsprechkorb. Stattdessen ist hier nur die Typenbezeichnung „GA-47“ mit Laser eingraviert. Selbstverständlich gibt es diesen Schalter auch beim GA-47, allerdings wie beim M49 auf das Netzteil verlegt. Bei gedrücktem Schalter ist Kugel eingestellt ansonsten Niere. Übrigens ist das Netzteil hervorragend verarbeitet und zählt zu den schönsten die ich bis jetzt gesehen habe. Zudem ist es unhörbar und birgt einen groß dimensionierten Trafo. Die Tuchelanschlüsse wie beim Original gibt es beim GA-47 ebenfalls nicht, dies würde vermutlich die Kosten sprengen. Jedes der GA-47 hat eine lasergravierte Seriennummer, einmal am Mikrofon, sowie auf dem Netzteil. Ein individuelles Messdiagramm gibt es leider nicht.
Techische Daten:
Frequenzgang: 20Hz ~ 20kHz |
Beim Bau des GA-47 wurden ausschließlich hochwertige Bauteile gewählt. So wurde z.B. ein Nachbau des BV8 Ausgangsübertragers gewählt, wie er auch im originalen U47 verwendet wurde. Als Kapsel kommt eine Mischung aus K47 und K67 zum Einsatz. Sämtliche Widerstände und Kondensatoren wurden speziell ausgesucht und der Koppelkondensator stammt von Ciarit, der gleiche Typ, der im berühmten und sehr teuren B & W Nautilus Lautsprecher verwendet wird. Als Röhre wurde eine New-Old-Stock Röhre von Telefunken mit dem Typ EF800 verbaut. Originale VF-14 Stahlröhren werden nicht mehr hergestellt und lediglich vereinzelte zu 4-stelligen Summen gehandelt. Dem nicht genug wurden auch noch alle Lötverbindungen mit Mundorf Silber-Gold-Lötzinn gelötet um Verluste in schlechten Lötverbindungen auszuschließen. Das Gehäuse des GA-47 besteht übrigens aus Messing. Mit einem Gewicht von 624g hat es zufällig sogar das gleiche Gewicht wie das Original. Ob dies Absicht war, kann ich mir kaum vorstellen. Das einzige was meiner Ansicht nach verbessert werden könnte, sind die nicht sauber verlegten Kabel im Mikrofon, zumindest die 3 Kabel zur Kapsel, diese baumeln willkürlich im Innenraum herum. Es gibt einfache Möglichkeiten dies zu realisieren, wie z.B. einfache Kabelbinder, die den Preis um keine 5 Cent erhöht hätten, aber dies ist natürlich Jammern auf hohem Niveau.
Aufgrund des hohen technischen Aufwands sind meine Erwartungen was den Klang betrifft natürlich sehr hoch gesteckt. Nach einer Aufwärmzeit von ca. 20 Minuten, kann ich es deshalb kaum mehr erwarten, die ersten Aufnahmen zu machen. Was bereits nach den ersten Gesangsaufnahmen auffällt, ist der angenehme und eher zurückhaltende Grundklang des GA-47. Dabei ist es sehr luftig mit wunderbaren Mitten, die zwar präsent aber niemals zu sehr oder gar nervend in den Vordergrund treten. Um den Sound bei Gesangsaufnahmen und im Nieren-Modus etwas frischer und luftiger zu machen empfiehlt es sich, bei 9-10kHz um 4-5dB anzuheben. Im Kugel-Modus ist dies nicht der Fall. In dieser Hinsicht verhält sich das GA-47 ähnlich wie das Ur-U47, dies benötigte laut einigen Besitzern auch eine kleine Präsenzanhebung bei ca. 10kHz. Besser so als nervige Schärfe entfernen zu müssen, denn diese wegzubekommen ist meist schwierig bis teilweise unmöglich. Sämtliche Aufnahmen des GA-47 wirken wie durch einen Filter geschickt, der unschönes entfernt und Wärme hinzufügt, trotz alledem aber nie dumpf oder langweilig klingt. Akustikgitarren klingen im Kugel-Modus hervorragend. Geigenaufnahmen gelingen ganz einnfach mit ausgeschaltetem EQ hervorragend. Die Präsenzanhebung kann man sich in diesem Fall getrost sparen. Das GA-47 lässt sich mit einem maximalen Schallpegel von 140 SPL und seinem geringen Ersatzgeräuschpegel von 10dB für nahezu alle Aufnahmen verwenden. Das GA-47 ist sehr unkompliziert und es macht einfach Spaß damit zu arbeiten. Es unterstützt im Studioalltag und stellt sich nie in den Weg. Was mich persönlich interessieren würde ist, wie das GA-47 mit Thiersch M7 Kapsel klingen würde. Bei den Originalen wurde auch in den ersten Jahren die M7 Kapsel verwendet, erst später wechselte der Hersteller dann zur neuen K47 Kapsel. Laut Entwickler wurde dies getestet, hat sich dann aber aus klanglicher Sicht für die K47/67 Kapsel entschieden.
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Fazit:
Mit dem GA-47 ist Golden Age ein hervorragender Wurf gelungen. Verarbeitungstechnisch, optisch, so wie klanglich gibt es nichts zu bemängeln. Wenn man kleinlich ist, evtl. die nicht sauber verlegten Kabel im GA-47, dies ist aber auch schon alles. Für 1500€ ist das GA-47 definitiv ein absolutes Schnäppchen und der U47-Sound nun für eine größere Käuferschaft erschwinglich. Gratulation an Golden Age für diese saubere Arbeit. Ich freue mich schon auf das, was in naher Zukunft noch mit dem Zusatz „Premier“ kommen wird. Bei Interesse an einem Demomikrofon empfielt sich wie immer Digital Audio Service.
Tester: Tobias Brandl
Vielen Dank an Goldenageproject für die Bereitstellung des Testmikrofons.