Obwohl anerkannte Forscher im Bereich der Wirtschaft und der Industrie bereits seit den 1960er-Jahren eine Revolution der Qualitätskontrolle einfordern, wird dieses Konzept kaum umgesetzt. Wie seit vielen Jahrzehnten wird die Qualitätskontrolle als eine eigene Abteilung betrachtet, die losgelöst von der eigenen Produktion arbeitet. Das ergibt insofern Sinn, als viele Unternehmen tatsächlich nicht mehr auf die höchste Qualität achten, schließlich ist es weitaus gewinnbringender, eine Innovation, eine Idee oder eine bloße Möglichkeit zur Identifikation zu verkaufen. Der Schein zählt, die Qualität ist Nebensache und muss im Hinblick auf möglichst große Gewinnmargen und niedrige Produktionskosten hintanstehen.
Ein Gedankenspiel zur historischen Bedeutung der Qualität
Möchte der Kunde heute die beste Qualität auf dem Markt erwerben, so muss er dafür einen Premiumpreis zahlen. Unternehmen, die sich tatsächlich noch durch die Langlebigkeit und die hohe, belastbare Qualität auszeichnen, müssen nicht nur aufgrund der höheren Produktionskosten, sondern auch wegen des weitaus geringeren Absatzes deutlich höhere Preise verlangen. Das stellt in der Regel kein wirtschaftliches Problem dar, denn die Konkurrenz der Unternehmen, die sich tatsächlich noch auf die Qualität fokussieren und diese als Alleinstellungsmerkmal nutzen, ist erstaunlich gering.
Das Qualitätsmanagement unterliegt einem stetigen Wandel, seit dem Beginn der Industrialisierung ist das der Fall. Mittlerweile ist, wie es der Name bereits suggeriert, die Qualität ein Bereich, der unter das Management fällt. Noch in der Mitte des letzten Jahrhunderts handelte es sich tatsächlich bloß um eine rein technische Abteilung. Heute liefert das Qualitätsmanagement erstaunliche Erkenntnisse, die sofort mittels des unmittelbaren Feedbacks zur Verbesserung, Beschleunigung und Vergünstigung von etlichen Prozessen genutzt wird. Um den Wandel des Qualitätsbegriffs besonders deutlich aufzuzeigen, empfiehlt es sich, in die Zeit vor der industriellen Revolution zurückzublicken. Manufakturen und das Handwerk bestimmten zu diesen Zeiten den Markt, die Qualität war das entscheidende und manchmal sogar das einzige Aushängeschild eines Produzenten. Die stetige Verbesserung des Produkts und die Verwendung der besten Materialien in Relation zum Verkaufspreis waren der Standard.
Welche Mechanismen heute über den Erfolg entscheiden
Der neue Qualitätsbegriff bedeutet für Produzenten und Unternehmen nicht, dass der Markt einfacher geworden ist, ganz im Gegenteil. Aufgrund neuer Vertriebsmöglichkeiten, der Transparenz und damit der ständigen Vergleichbarkeit ist das Feld umkämpfter denn je. Viele Kämpfe um die Position auf dem Markt werden heute online ausgetragen, damit ist für werbliche Maßnahmen ein neues Zeitalter angebrochen. Wer verkaufen möchte, der muss im Sinne der heutigen Möglichkeiten des Internets werben. Natürlich braucht es weiterhin gute Slogans, ein ansprechendes Design und Innovationen, doch mindestens genauso wichtig ist die korrekte Kommunikation der Botschaft, die an den Kunden vermittelt werden soll. Dazu ist es unerlässlich, die Sichtbarkeit in den Weiten des weltweiten Netzes zu erhöhen.
Woran lässt sich heute gute Qualität erkennen?
Das Bild, das dieser Artikel im Hinblick auf die heutige Qualität vieler Produkte malt, ist kein erfreuliches. Das stimmt allerdings nur bedingt, denn die gleichen Mechanismen, die auf die Wirtschaft einwirken, die ständige Vergleichbarkeit, der rasante Markt, immer schnellere Produktentwicklungen, gelten auch für den Verbraucher. Derartiges bedeutet, dass die Qualität eventuell nicht mehr bewusst von den Produzenten kommuniziert wird, doch die Erkenntnis, ob ein Produkt gewisse Anforderungen entspricht oder nicht, gibt es dennoch und möglich macht das die Schwarmintelligenz. Stellt ein altbekannter Hersteller und neuer Führung ein spannendes Audioprodukt vor, so liegt es an den Kunden, dieses hinsichtlich der Qualität gegenüber der Konkurrenz einzuordnen.
Qualität definiert sich heute anders, sie folgt einem anderen Regelwerk und sie wird auf anderen Wegen als zuvor kommuniziert. Für den Kunden mag das aufgrund des steigenden Aufwands eine Umgewöhnung bedeuten, doch sobald das System verinnerlicht ist, stellt es sich oft als Vorteil heraus.