Preamp:
Auf der linken Seite befindet sich der Preamp mit seinem Eingangsumschalter MicA/B sowie Line/Instrument. Daneben zwei Taster zur Aktivierung der Phantomspannung beider Mikrofoneingänge, sowie ein Instrumenteneingang, ein Gainregler sowie ein Röhrensättigungsregler. Zum Einsatz kommt in diesem Fall eine Sovtek 12AX7LPS Röhre. In der Mitte des MK3 gibt es eine Tube Post Taste, mit dieser lässt sich die Reihenfolge der Tube Saturation im Signalfluss ändern. Bei gedrückter Taste liegt die Tube-Saturation-Stufe hinter der EQ-Stufe und vor der Ausgangsstufe, bei nicht gedrückter Taste liegt die Tube-Saturation-Stufe direkt hinter dem Preamp und vor dem De-Esser. Dank eines Extra Ausgangs auf der Rückseite des MK3 lässt sich das Signal des Preamps abgreifen und unbearbeitet zur DAW senden. Da der MK3 über einen Line-In Eingang verfügt, lässt sich das unbearbeitete Signal jederzeit nochmal durch den MK3 schicken und veredeln. Sollte bei der Aufnahme mal zu viel Kompression oder die Röhrensättigung zu stark eingestellt worden sein, lässt sich das Problem so einfach beheben. Ein Pad, Phasenumkehr, sowie ein Hochpassfilter ist selbstverständlich ebenfalls vorhanden. Mikrofon Signale lassen sich um 68dB verstärken, was in der Regel für sämtliche Mikrofone insb. Bändchenmikrofone ausreichen sollte.
De-Esser:
Als nächstes folgt der De-Esser, dessen Bedienung einfacher nicht sein könnte. Es gibt lediglich einen Reduktionsregler, sowie zwei Taster „Low“ und „High“. Bei gedrückter Low-Taste reduziert der De-Esser S-Laute bei einer Frequenz von 6,4kHz, bei gedrückter High-Taste von 11,2kHz. Je nach Stimmlage kann es reichen, lediglich die High-Taste zu aktivieren. In meinem Fall habe ich beide Tasten aktiviert und eine Reduktion von -6dB eingestellt. Der De-Esser leistet hervorragende Arbeit. Egal welches Plugin ich bis jetzt verwendet habe, keines davon war so unauffällig und effektiv wie der MK3.
Transient Designer:
Der Transientdesigner eignet sich für viele Quellen, speziell allerdings für Drums, Percussion oder z.B. Gitarren. Überall dort, wo es Sinn macht das Einschwing- oder Ausschwingverhalten zu verändern. Mit dem Attack Regler lässt sich das Einschwingverhalten verstärken oder abschwächen. Der Sustain Regler verlängert oder reduziert die Hallfahne. Somit lässt sich mit letzterem, z.B. zu viel Raumakustik reduzieren. Der TD ist somit in vielerlei Hinsicht ein mächtiges Werkzeug. Wie auch bei der Röhrensättigung lässt sich der TD in der Signalkette durch Drücken der Taste „EQ pre TD“ nach dem EQ schalten.
Kompressor:
Bei dem verwendeten Kompressor handelt es sich um einen VCA Kompressor. Zur Bedienung gibt es lediglich zwei Regler. Einen Regler mit dem man die Kompression bis zu -20dB einstellen kann sowie einen Make-Up-Gain Regler, mit dem die reduzierte Lautstärke wieder angehoben wird. Steht der Kompression Regler also auf -10dB muss man bei dem anderen Regler lediglich die gleiche Lautstärke einstellen. Einfacher geht es nicht. Selbst bei extremer Einstellung ist das Endresultat jederzeit musikalisch.
EQ:
Der EQ hat zwei Regler um die entsprechenden Frequenzen einstellen zu können. Der LMF Regler regelt die tiefen und mittleren Frequenzen von 30-700Hz. Der MHF Regler regelt wie die Bezeichnung schon sagt, die mittleren und hohen Frequenzen von 680Hz - 15kHz. Beide eingestellten Frequenzen lassen sich mittels zwei weiterer Regler von -12dB bis +12dB einstellen. Mit dem zusätzliche Air-Band Regler lassen sich die obersten Frequenzen verändern. Hier kommt ein Spulen-Kondensator-Filter mit einer Glockencharakteristik zum Einsatz, dessen Center-Frequenz bei 19 kHz liegt. Der Einstellbereich liegt bei -10dB bis +10dB. Dank dieser Technik klingt selbst bei höheren Einstellungen nichts scharf oder metallisch. Gerade etwas muffige Mikrofone klingen hiermit etwas frischer. Mit dem Output-Regler kann der Ausgangspegel um bis zu -20 dB gedämpft oder um maximal +6 dB verstärkt werden.
Klang/Praxis:
Es war, zumindest für mich, noch nie so einfach so perfekt klingenden Vocals in einem Rutsch zu erhalten. Für die Testaufnahmen kam ein GA ELA M 251E, sowie ein Microtech Gefell M92.1S zum Einsatz. Nach wenigen Minuten sind die richtigen Einstellungen gefunden. Für meine Vocal Aufnahmen habe ich alles aktiviert, bis auf den Transient Designer, sowie den Air-Band Regler erstmal auf neutral gestellt. Was soll ich sagen: Einfach Genial!! Die Aufnahmen klingen fett, hochauflösend und extrem musikalisch. Selbst bei hoch aufgedrehtem Air-Band Regler gibt es nichts spitzes oder unangenehmes in den Höhen. Zum Komprimieren habe ich zum Vergleich meinen Retro STA Level verwendet, der ein traumhaft luftiges und warmes Klangbild erzeugt. Im Vergleich zu einem VCA Kompressor aber Schwächen in der Geschwindigkeit gerade bei schnellen Pegelsprüngen zeigt. Immer wieder verglich ich Aufnahmen des STA Level dem MK3. Am Ende des Tages würde ich immer wieder die Aufnahmen des MK3 vorziehen. Die Röhren-Vorstufe habe ich durch aktivieren des Tube Post Tasters an letzter Stelle der Signalkette platziert. Gerade bei Vocals wäre es unvorteilhaft diese vor dem Kompressor einzusetzen, da gerade hier bei größeren Pegelsprüngen die Röhre schnell an ihre Grenzen kommt und zu viel Verzerrungen erzeugt. Seit Verwendung des MK3 konnte ich bis auf den EQ alle meine Plugins in der DAW deaktivieren. Interessant wäre ein Vergleich mit dem MK3 Premium, der zusätzlich noch über Lundhal Übertrager verfügt.
>>>Audiogerätebestenliste<<<
Fazit:
Der SPL Channel One MK3 ist verarbeitungstechnisch, sowie klanglich eine absolute Bereicherung für jedes Studio; sei es im professionellen Einsatz oder im Homestudio. Die Möglichkeit das Signal direkt nach dem Preamp abzugreifen oder den MK3 als analoges Plugin verwenden zu können macht es perfekt für sämtliche Aufgaben. Der einzige Kritikpunkt, und das ist Jammern auf hohem Niveau, ist der Einschalter auf der Rückseite des Gerätes. Der Preis von ca. 2149€ für die Standard und 2479€ für die Premium Version ist absolut gerechtfertigt. (Stand 04.04.2024)
Tester: Tobias Brandl
Vielen Dank an SPL Audio für die Bereitstellung des Testgerätes